Katrine Engberg, Krokodilwächter. Diogenes €10,30

Der Auftakt zu einer Serie um ein Ermittlerduo in Kopenhagen. Klassische Aufmachung, Er: frisch geschieden und dementsprechend schlecht drauf. Sie. Glücklich verheiratet und entspannt. Die Geschichte des Verbrechens ist komplex und gut ausgearbeitet, die Handlung ist schlüssig und entfaltet sich in einem steten, spannenden, detailreichen Fluß. Kein reißerischer Pageturner oder blutgesättig, aber wer gern komplexere, gut konstruierte und auch gut geschriebene Krimis mag, der wird hier auf seine Rechnung kommen.

Sasha Filipenko, Rote Kreuze. Diogenes €22,70

Filipenko gelingt es, über die Schrecken der Stalinzeit in ihrer absurden Bösartigkeit und traurigen, unentrinnbaren Hoffnungslosigkeit fast mit einer gewissen melancholischen Leichtigkeit, unter Aussparung des allzu Unerträglichen, zu erzählen. Die Geschichte ist einfach gehalten, die Rahmenhandlung zurückhaltend (Mann zieht in eine neue Wohnung, trifft die alte Nachbarin, sie beginnt zu erzählen). Gerade diese Reduziertheit schafft ein wunderbares Porträt einer mutigen, starken Frau in den schonungslosen Mechanismen von Überwachnung und Paranoia.

Dominik Barta, Vom Land. Zsolnay € 18,5

Dieses Buch, angesiedelt im ländlichen Oberösterreich, schildert das Aufbrechen alter, autoritärer Strukturen, die Liebe und ihr Scheitern, die Auseinandersetzungen mit im aufgelassenen Wirtshaus untergebrachten Flüchtlingen, durchgespielt im Spiegel einer Familie über 3 Generationen. Mit unaufgeregter Sprache und zurückhaltender Dramaturgie gelingt es dem Autor in diesem schmalen, stimmigen Buch, die Charaktere präzise und mitfühlend darzustellen.

Dino Buzzati, Die Tatarenwüste. Die andere Bibliothek € 22,70

Einer der großen, unbekannten Klassiker der Weltliteratur, der jetzt wieder neu in der wunderbaren Anderen Bibliothek aufgelegt wurde. 1940 verfasst, hat es den langen Aufenthalt des Leutnant Drogo in einer fiktiven Grenzfestung zum Inhalt, aber der wahre Held des Buches ist die Zeit an sich. Etwas absurd groteskes, kafkaekes haftet diesem Roman an, in dem nicht viel passiert, aber dessen Stimmung unvergleich ist. Interessierten sei die Rezension in der FAZ ans Herz gelegt, da hat sich ein Berufener an die Analyse gemacht https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/belletristik/dino-buzzati-tatarenwueste-die-bittersuesse-lust-des-hoechsten-opfers-12028691.html