Blake Crouch, Psychose. Goldmann € 10,30

Der Autor führt die Kultserie Twin Peaks als Vorbild für seine Wayward Pines Trilogie an, deren erster Band „Psychose“ ist. Wir haben eine Kleinstadt, dessen Bewohner zunehmend rätselhaft erscheinen, einen Detektive, der nicht so recht weiß, was mit ihm passiert, und eine Handlung, die eher beklemmend, aber fast gemächlich, beginnt, jedoch bald ganz gehörig an Fahrt aufnimmt, dazu mit ein paar blutigen Sequenzen aufwartet, und den Leser mit überraschenden Wendungen fesselt.
Für Krimipuristen mag das Ende ein bisschen zu seltsam sein, aber wer da nicht so heikel ist und was richtig Spannendes zu lesen sucht, der wird hier glücklich. Der zweite Band ist auch schon erschienen, mal sehen, wie es weiter geht.

Lia Tilon, Der Archivar der Welt. dtv € 22,70

Basierend auf einer wahren Begebenheit und realen Personen, wird die Geschichte des Bankiers Albert Kahn erzählt, der Anfang des 20. Jahrhunderts mittels dem Medium der Fotografie begann, ein Archiv der Welt zu erschaffen, mit dem er ein völkerverbindendes Instrument des Friedens anlegen wollte. Den Beginn dazu legte er auf einer ersten Reise 1908, auf die ihn sein zum Fotografen umgeschulter Chaffeur Alfred Dutertre begleitete. Dieser ist auch der Erzähler des Romans, der teils in Rückblicken die damalige Reise schildert, andererseits auch das düstere Scheitern angesichts des ausbrechenden Zweiten Weltkriegs heraufbeschwört. Ein netter, teils ein bisschen holprig zu lesender Roman. Das Archiv hat übrigens überlebt und ist in Paris zu besichtigen, ein paar der abertausenden Fotos sind dem Buch angefügt.

Giorgio Scerbanenco, Das Mädchen aus Mailand. Folio € 18.-

Der Auftakt zur in den 1960er Jahren entstandenen Krimi Tetralogie rund um Duca Lamberti. Mehr eine Untersuchung über Ethik und Moral, tritt die Krimihandlung angesichts der ausführlichen Dialoge und Reflexionen teils in den Hintergrund, einen Show- down gibt es aber trotzdem. Empfohlen für jene, die im Genre die Untersuchung der bösen Seiten der conditio humana suchen und nicht spannungsgeladene oder verzwickte Pageturner.

Tonio Schachinger, Nicht wie ihr. Kremayr und Scheriau. € 22,90

Im Mittelpunkt steht Ivo Trifunovic, kurz vor seinem 27. Geburtstag stehender, sehr gut bezahlter Profifußballer.
In Wien aufgewachsen, Migrationshintergrund, ehemaliger Käfigkicker, unangepasstes Genie, österreichischer Nationalspieler, leichter Hang zum Enfant terrible. Man kennt diese Versatzstücke, aber gänzlich ohne Banalität entspinnt sich daraus ein Porträt eines Zerrissenen, zwischen Familie und Jugendliebe, alten Freundschaften und der Entfremdung zu seinem geliebten Wien hin und her geworfenen Mannes. Man erlebt die (vorgezogene) Mid-life crisis eines sein Karriereende vor sich sehenden Spielers, begleitet ihn bei seiner Identitätsfindung zwischen Machogehabe und Sensibilität, schnellen Autos und viel Sex. Hohe Passquote, perfekte Laufwege, gelungenes Stellungsspiel, um es im Fußballerjargon auf den Punkt zu bringen, wesentlich anregender und unterhaltsamer als so manches Rumgemurkse, das uns im Fernsehen aufgetischt wird. Und eine grandios geschriebene und wahrscheinlich lustigste/beste Sexszene seit langem!

Keigo Higashino, Ich habe ihn getötet. Piper €10,30

Ein gänzlich unblutiger, subtil spannender und den Leser bis zum Schluss, und darüber hinaus, fordernder Krimi aus Japan. Ein Mord, drei Verdächtige, ein Showdown a la Agatha Christie, ein an Columbo angelehnter Ermittler, wohltuender Weise ohne Alkohol oder sonstige Probleme, und ein sich zunehmend verflechtendes Netz aus gegenseitigen Anschuldigungen. Erfrischend, ohne Gewalt, Grauslichkeiten und Verfolgungsjagden.

Norbert Scheuer, Winterbienen. C.H. Beck €22.70

Egidius Arimond – der wegen seiner Epilepsie nicht wehrtauglich ist, erlebt in der Eifel das Jahr 1944. Er betätigt sich als Fluchthelfer für jüdische Flüchtlinge und bringt diese in speziell dafür ausgestatteten Bienenstöcken zur Grenze. Ein spannend geschriebener Roman in Form von Tagebuchaufzeichnungen, handelt er auch von der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft angesichts von überfliegenden Bombern. Nebenbei kann man viel über das Leben der Bienen erfahren, da er seine Freizeit der Imkerei widmet.
Rezensiert von Monika