Mareike Fallwickl. Das Licht ist hier viel heller. Frankfurter Verlagsanstalt € 24,70

Die beiden Hauptprotagonisten des Romans sind: Wenger, ein einst erfolgreicher und gefeierter, aber nun in Selbstmitleid, Suff und Bedeutungslosigkeit versinkender Schriftsteller, und seine Tochter Zoey, im letzten Schuljahr und in ihrer Verunsicherung zwischen Liebesunglück und kreativer Selbstfindung von ihren geschiedenen und restlos mit sich selbst beschäftigten Eltern im Stich gelassen. Und eine Reihe Briefe, die dem Schriftsteller zufällig in die Hände fallen und die er hemmungslos für seinen neuen Roman ausschlachtet, der ihn zurück ins Rampenlicht katapultiert. In den Briefen, und im Roman, geht es auch um sexuelle Gewalt an Frauen, und da er zeitgleich mit dem Beginn der #metoo Kampagne erscheint, ist sein Erfolg gewiss. Wenger, selbst ein Vertreter der zynischen Sorte Mann, gibt nicht wirklich überzeugend den Geläuterten und Aufdecker männlicher Abartigkeit, während Zoey, enttäuscht und entfremdet und mit ihren Problemen allein gelassen, ihren eigenen Weg findet. Klug und genau beobachtet, erzählt In einer wunderbar intensiven Sprache, die sich nicht scheut mal emotional, mal lustig, mal deftig zu sein, ist es besonders die Figur der Zoey, die unglaublich nah und fesselnd und nachvollziehbar geschildert ist, wie der Roman überhaupt sehr spannend und anregend zu lesen ist.

Martyna Bunda, Das Glück der kalten Jahre. Suhrkamp € 24,70

Eine Erzählung um drei Schwestern und ihre Mutter, der in einer abgelegen Region Polens spielt. Beginnend mit dem Zweiten Weltkrieg und vor den Hintergrund des kommunistischen Regimes, begleitet der Roman die drei ungleichen Schwestern auf ihren ungleichen Lebenswegen. Ohne Sentimentalität, aber einfühlsam, werden vier starke Frauen, in ihrer Unterschiedlichkeit, Rivalität, aber letzten Endes in ihrem starken Zusammenhalt, porträtiert.

Thomas Mayer, Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse. Diogenes €12,40

Modercai Wolkenbruch, genannt Motti, ist 25, lebt in Zürich, studiert, arbeitet nebenbei in der Versicherungsfirma seines Vaters, oder umgekehrt, und ist der jüngste Spross einer traditionellen jüdischen Familie. Und er hat ein ziemlich großes Problem. Seine Mame. Die hat es sich nämlich zum Ziel gesetzt, ihn schnellstmöglich unter die Haube zu bekommen. Und dieses Ziel verfolgt sie mit geradezu unbarmherziger Wucht. Ein arrangiertes Date folgt dem anderen, und als der Pool an in Frage kommenden jüdischen Schweizerinnen erschöpft ist, wird er sogar nach Israel geschickt. Was für den Motti ja durchaus beglückend ausgeht, wenn auch nicht im Sinne seiner Mame. Die Situation spitzt sich zu, Motti wird (im Sinne seiner Mutter) immer renitenter, denn eigentlich schaut er am liebsten einer bestimmten Gojim auf den Tuches. Lustig, mit zahllosen jiddischen Ausdrücken gespickt. Und zum Weiterlesen. Soeben ist die Fortsetzung „Wolkenbruchs waghalsiges Stelldichein mit der Spionin“ erschienen.

Antje Szillat, Henning. Ein Elch reist ins Glück. DTV € 13,40.

Henning ist ein Elch in einem deutschen Tierpark und hauptsächlich im Filmgeschäft, das heißt wird für einen Dreh ein Elch gesucht, dann macht das Henning. Im Grunde ist er aber ziemlich unglücklich, denn er kann nicht aufhören, an seine geliebte Finja zu denken, die er von einem Braunbären gefressen wähnt. Als er erfährt, dass sie noch lebt, ist er nicht mehr zu halten und macht sich, mit Hilfe zahlreicher unterwegs getroffener Zufallsbekanntschaften, zurück auf den Weg nach Schweden. Lustig, flott erzählt und liebevoll illustriert. Zum Vor- und Selberlesen.

Raphaela Edelbauer, Das flüssige Land. Klett-Cotta € 22,70

Im Zentrum des Romans steht eine Physikerin Mitte 30, an einer Habilitation über das Thema Zeit arbeitend, deren Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen, und deren letzter Wunsch es scheinbar gewesen war, in ihrem Geburtsort begraben zu werden. Sie macht sich überhastet dorthin auf, um das Begräbnis zu organisieren, und muss erkennen, das es diesen Ort scheinbar nicht gibt, zumindest scheint er auf keiner Karte und in keinem Verzeichnis auf. Nur durch Zufall ein Gespräch an einer Tankstelle belauschend, findet sie schließlich in dieses mysteriöse Groß-Einland. Sehr gekonnt, fast beiläufig, kippt die Geschichte ins Absurde, wechselt das Reale mit dem Komischen, überlagert das Historische den scheinbar zeitlosen Alltag in der von einer allmächtigen Gräfin beherrschten, auf einem ausgehöhlten Berg liegenden und in diesen zu versinken drohenden Gemeinde.
Ein ganz wunderbarer, origineller und sprachlich exzellenter, verspielter Roman!

Marc Raabe, Schlüssel 17. Ullstein € 10,30

Der Auftakt der Serie um den Berliner Kommisar Tom Babylon. Ein schnell geschriebener Krimi mit viel Action und gut gesetzten Cliffhangern, in dem grausliche Ereignisse aus der Spätzeit der DDR ihren Schatten auf aktuelle Morde werden. Tom Babylon, selbst mit dem lange zurückliegenden Verschwinden seiner Schwester beschäftigt und oft mehr auf eigene Faust als innerhalb der polizeilichen Grenzen ermittelnd, kämpft sich mithilfe der ebenfalls in ihrer ganz eigenen Geschichte gefangenen Psychologien Sita Johanns durch die undurchsichtige Beweislage, bis hin zum großen Showdown.

Campbell/Harnett, Franklins fliegende Buchhandlung. Atrium € 14,40

Franklin ist ein lieber Drache, aber trotzdem haben bei seinem Anblick alle furchtbare Angst und rennen davon. Bis auf die kleine Luna, und so entdecken die beiden bald, dass sie eine gemeinsame Leidenschaft haben. Bücher! Zusammen gelingt es nun, den Menschen die Angst vor dem Drachen zu nehmen und endlich kann Franklin tun, was er am liebesten mag, nämlich vorlesen. Ein Bilderbuch ab 4 Jahren.