Saskia Luka, Tag für Tag. Kein und Aber €20,60

Ein Roman um drei Generationen von Frauen. Im Zentrum steht Mari(j)a, eine erfolgreiche Künstlerin Mitte 40ig. Zur Trauer um ihren kürzlich verstorbenen Mann kommt die teils schwierige Auseinandersetzung mit ihrer Mutter, die sie aus einem kroatischen Bergdorf zu sich nach München holt. Die eigentlich für längst erledigt geglaubte Beschäftigung mit ihrer Herkunft wird auch durch die konfliktreiche Beziehung zu ihrer (fast) erwachsenen Tochter verstärkt, die sich zunehmend für ihre kroatische Herkunft interessiert. Weder traurig, noch kitschig, noch sentimental, liest sich das Buch als schönes Porträt dreier starker, unterschiedlicher Frauen.

Robert Prosser, Gemma Habibi. Ullstein €22,70

Ein intensiver Roman in hohem Erzähltempo! Die Suche nach Intensität könnte man als eines der Leitmotive des Romans betrachten, die der Student und Ich – Erzähler Lorenz im Reisen, der Liebe – schwierig! – und, vor allem, im Boxen sucht. Syrien kurz vor dem Ausbruch des Kriegs, Österreich zur Zeit der Flüchtlingskrise und Ghana bilden die Schauplätze des Romans, in dessen Lektüre man umgehend reinkippt, und (ein kleiner, harmloser Jab sei erlaubt) gerade als sich die Erzählung in der einen oder anderen Boxsequenz festzufahren droht wie zwei unaustrainierte Schwergewichtsboxer im x-ten Aneinanderklammern, nimmt das Buch wieder gehörig Fahrt auf.

Daniel Mason, Der Wintersoldat. C.H. Beck 24,70

Daniel Mason entführt uns in diesem spannenden, detailreichen Roman in das Wien und Österreich – Ungarn des ersten Weltkriegs. Lucius, ein Medizinstudent aus gutem Hause, meldet sich, wie so viele, freiwillig zum Dienst, weniger aus Patriotismus, sondern in der Hoffnung, der Beschränktheit des Studienbetriebs zu entkommen und medizinische Praxis zu sammeln. Davon bekommt er wahrlich genug, und Daniel Mason lässt den Leser auch ausführlich, aber im erträglichen Rahmen bleibend, daran teilhaben. Und ja, da gibt es eine Liebesgeschichte, und zwar eine interessante und gelungene, wie ich meine, die auch ganz wunderbar die Unsicherheit dieser Zeit einfängt.

R.O. Kwon, Die Brandstifter. Liebeskind € 20,60

Ganz frisch im Liebeskind Verlag, der immer wieder großartige, aber wenig bekannte amerikanische Autoren auf deutsch herausbringt (Pete Dexter, Donald Ray Pollock, Daniel Woodrell z.B), ist R.O Kwons in den USA ziemlich gehypter Roman „Die Brandstifter“ erschienen. Im Zentrum dieser leicht verstörenden, seltsamen, beklemmenden Liebes und Heils/Unheilsgeschichte steht die Beziehung zwischen Will und Phoebe, zwei Studenten an einer besseren amerikanischen Uni. Phoebe, von Schuldgefühlen geplagt, gerät zunehmend in den Bannkreis einer christlichen Sekte, während Will, in seiner Jugend begeisteter Christ, der aber mittlerweile seinen Glauben verloren hat, sie davon abzuhalten versucht. In zurückhaltender, reduzierter Sprache, in kurzen, aus wechselnder Erzählperspektive erzählten Kapiteln geschrieben, entwickelt sich ein fast soghafter Spannungsbogen, bis hin zum dramatischen Ende. Und damit sich keiner abschrecken lässt. Das theologische Element ist marginal gehalten…